Am Tag bevor wir unser Paddelabenteuer starteten, hatten wir gerade einen 10-tägigen Ritt durch Island abgeschlossen. Wir hatten lediglich eine Nacht um Kräfte zu tanken und vor allem um all unsere Kleidung trocknen zu lassen . Per Inlandsflug gelangten wir zum Ausgangspunkt unseres nächsten Abenteuers. Zu allererst mussten wir unsere Kajaks packen. Das war gar nicht so einfach. Der Platz war sehr limitiert und wir mussten ja angefangen von unserer Kleidung, Schlafsack, Zelte bis hin zum Essen, alles im Kajak mitnehmen. Am ersten Tag paddelten wir nur ein paar Stunden bis zu unserem ersten Camp, genug Zeit um unsere Kajaks “einzusitzen” und einen ersten Eindruck von der Landschaft zu gewinnen. Wir schlugen also unsere Zelte am Strand auf und halfen das Abendessen zuzubereiten. Ein Zelt in Form von einem Tipi diente als unsere Küche und als Eßzimmer bei Schlechtwetter. Wir genossen die frische, salzhaltige Luft und die unendliche Ruhe, die nur vom Plätschern der sanften Wellen am Ufer unterbrochen wurde. Gleich in dieser Nacht erkannten wir, dass wir unsere Stirnlampen umsonst mitgebracht hatten – in Island wird es im Sommer ja nie dunkel. Wenn man meint, die Sonne ist am Untergehen und es schon etwas dämmrig wird, dann geht sie auch schon wieder auf. Das war am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig – gerade wenn man im Zelt übernachtet. Es hat natürlich auch seine Vorteile: man steht nie unter Zeitdruck das Nachtlager zu erreichen und die Zelte aufzustellen.
Kajakfahren in Island
Am folgenden Tag war unser erstes Ziel eine kleine, pittoreske Insel mit bunten Häuschen – im Hintergrund die gletscherbedeckten Berge. Wir machten es uns für eine kurze Weile in einem der wohlig-warmen Häuschen gemütlich wo wir heiße Schokolade und Kekse angeboten bekamen. Doch kurz darauf mussten wir weiterpaddeln. Diese Nacht sollten wir auf einer anderen Insel verbringen. Wir setzten uns also wieder in unsere Kajaks und weiter ging es. In der Ferne konnten wir schon den Leuchtturm der Insel erspähen, dabei schien die Insel einfach nicht näher kommen zu wollen. Nach mehreren Stunden legten wir schließlich an, zogen die Kajaks hoch, stellten die Zelte auf und machten uns auf zu einer Inselerkundung. Zuerst gingen wir zum Hof des Inselbesitzers um ihn zu begrüßen. Es war allerdings niemand zu Hause also setzten wir unsere Erkundung fort. Dann stießen wir auf den Besitzer – er war auf Puffin-Jagd. Ja, diese schönen kleinen Vögelchen werden dort gegessen. Als wir dann zurückgingen wurden wir von einem aufgebrachten Schwarm von Küstenseeschwalben angegriffen. Erst in diesem Moment bemerkten wir, dass wir über den Legeplatz der Vögel spazierten. Die Vögel hatten dort ihre Eier gelegt und griffen uns zur Verteidigung aus der Luft an. Wir liefen schnell weiter damit wir erstens nicht mehr attackiert wurden und zweitens die Vögel wieder ihre Ruhe hatten. Wir verweilten noch am Leuchtturm und genossen die Aussicht auf das Meer und die mittlerweile relativ weit entfernte Küste, die wir an diesem Tag in der Früh verlassen hatten. Die andere Seite des Fjords, welche mit einem Gletscher bedeckt ist, war bereits näher gerückt. Diese angenehme Stille empfanden wir wie Balsam für die Seele. Hier, mitten in der Natur, am Ende der Welt… das muss man einfach einmal erlebt haben!
ABENTEUER UND CAMPING IM FJORD
Der dritte Tag verlief etwas “unruhiger”. Eigentlich war geplant einen kleinen Abstecher in eine Lagune zu machen um den Gletscher, der hier bis zum Meer herunter kam, besser sehen zu können. Leider war der Wellengang an diesem Tag sehr stark und daher konnten wir nicht in die Lagune hinein – besser gesagt, hätten wir hinein gekonnt, wären aber wahrscheinlich nicht mehr herausgekommen. Und so paddelten wir weiter – ohne Pause mussten wir fünf Stunden gegen den Wellengang kämpfen um zu unserem nächsten Camp zu gelangen. Doch auch dies war nicht so einfach. Kurz bevor wir endlich ans Ufer gelangt wären, mussten wir noch einmal umkehren um einen besseren Anlegeplatz anpeilen zu können. Die Wellen waren mittlerweile schon so hoch, dass man den Vordermann im Wellental nicht mehr sehen konnte. Endlich wurde eine gute Stelle ausgemacht und wir konnten anlegen. Nun galt es noch einen Fluss stromaufwärts zu durchqueren ehe wir unsere wohl verdiente Rast genießen konnten. Puh, was für ein Tag! Da kam es uns sehr gelegen, unsere müden Muskeln in einem geothermalen Pool zu revitalisieren. Das nennt man Entspannung pur! Was für eine Wohltat: ein heißes Bad in einem natürlichen Pool, weit und breit keine Menschenseele, kein Lärm, kein Handy, kein Internet, einfach nur Zeit zum abschalten und meditieren.
ERHOLUNG PUR IN DEN HEISSEN QUELLEN
Gestärkt starten wir in den vorletzten Tag. Als erstes machten wir einen Zwischenstopp auf einer kleinen Insel, auf der ebenso die Küstenseeschwalben brüteten. Wir wurden also wieder attackiert… Da diese Vögel bei ihrer Attacke aber auf den höchsten Punkt zielen, hielten wir einfach unsere Paddel vertikal, somit war dies dann der höchste Punkt – unsere Köpfe waren also sicher. Nach einer kurzen Weile paddelten wir weiter. Auf einmal fühlte ich mich beobachtet und konnte schnelle Bewegungen im Wasser wahrnehmen. Robben! Wie süß! Diese kleinen Racker waren wirklich neugierig. Sie stießen mit dem Kopf aus dem Wasser und wenn sie uns sahen, verschwanden sie auch gleich wieder unter dem Wasser. Die Neugier schien indessen größer zu sein als die Angst und so verbrachten wir einige Zeit damit, diese niedlichen Geschöpfe zu beobachten – das beruhte wohl auf Gegenseitigkeit, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob sie uns auch als “niedlich” einstufen würden… Unser nächstes Ziel war eine Gegend mit hoher geothermaler Aktivität. Ein zweites Mal machten wir einen Zwischenstopp – dieses Mal mit Relax-Faktor. Ein künstlicher Pool mit geothermalem Wasser lud zu einem heißen, wohltuenden Bad ein. Allerdings mussten wir noch etwas weiter fahren zu unserem Nachtlager. Also, wieder rein ins Kajak und paddeln! Es wurde schon recht spät, wobei das nichts ausmachte – wie gesagt, es wird nie dunkel. Endlich kamen wir an; ein wunderbarer Platz für die letzte Übernachtung! In einer kleinen, sehr ruhigen Bucht mit einem atemberaubenden Panoramablick auf den Fjord; daran könnte man sich gewöhnen. Und dann kam die Überraschung: Heute wurde gegrillt – aber nicht irgendetwas, nein, zartes Lammfleisch! Welch’ eine Gaumenfreude! Das nenne ich Luxus! Mitten in der Wildnis, abseits von Lärm und Schnickschnack und dann dieses exklusive Mahl – es gibt nichts Vergleichbares!
UNVERGESSLICHE KAJAKFAHRT IN ISLAND
Der letzte Tag unserer Tour brach an. Die Zeit war sehr schnell vergangen und gerade hatten sich unsere Körper ans Paddeln gewöhnt. Es ging also zurück, in die Richtung, von wo wir am ersten Tag gestartet waren. Der letzte Tag hatte es allerdings noch einmal in sich. Zuerst steuerten wir auf eine Art Halbinsel zu, die uns als Rastplatz für einen schnellen Mittagssnack dienen sollte. Doch es schien, als ob sich unser Zielpunkt stetig nach hinten bewegte, er kam einfach nicht näher, egal wie lange wir schon paddelten. Schließlich kamen wir dennoch an. Wir machten eine kurze Pause und vertraten uns die Beine bevor wir den Endspurt einlegten. Körperlich ziemlich erschöpft, andererseits vollbeladen mit Glücksgefühlen erreichten wir den Endpunkt. Was für eine tolle Reise! Jedem zu empfehlen, der gerne mit dem Kajak unterwegs ist und es genießt, sich in der Natur aufzuhalten und die Einsamkeit und Stille es erlauben, die Batterien wieder aufzuladen.